Die Ereignisse in Valencia sind inzwischen jedem bekannt, aber nun stellt sich die Frage, was wir tun können, um unsere Pferde zu schützen.

1. Gehen wir in einen Herpes-Lockdown?

Ansteckungen entstehen fast ausschließlich durch Kontakt zwischen Pferden, nämlich als Tröpfcheninfektion (wie bei Corona, das kennen wir nun alle zur Genüge!), daher sollten eben diese Kontakte vermieden werden. Die FN hat bereits reagiert und Pferdeveranstaltungen abgesagt. Genauso sollten zur Zeit keine (externen) Seminare oder ähnliches besucht werden, die Pferde bleiben am besten in ihren Beständen.

2. Was ist, wenn mein Pferd in eine Tierklinik muss?

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Pferd in einer Klinik ansteckt, ist extrem gering, da die Tierkliniken Fieberpferde und Pferde mit Anzeichen einer Herpeserkrankung in der Regel isolieren. Pferde aus Beständen, in denen Herpes ausgebrochen ist, sollten natürlich in keinem Fall den Bestand verlassen und daher auch nicht in Tierklinken auftauchen (außer im Notfall in eine Klinik, die eben eine Isolierstation hat).

3. Dürfen wir Schmiede, Tierärzte und Co. in unseren Stall lassen?

Diese Personengruppen werden nur in Notfällen in betroffene Bestände gehen, und dann entsprechende Maßnahmen ergreifen (Schutzkleidung, Bestand am Ende des Tages anfahren, etc.). Das Herpesvirus überträgt sich über Kleidung o.ä. nur bei starker Kontamination (unwahrscheinlich bei der EHM, eher bei Aborten mit infektiösem Fruchtwasser ein Problem), daher ist ein grundsätzlicher Ausschluss dieser Personengruppen nicht erforderlich.

4. Offene Kommunikation!

Keinem ist mit Gerüchten geholfen. Herpes ist zwar keine Melde- oder Anzeigepflichtige Erkrankung, aber es ist sehr hilfreich, wenn bekannte Fälle den zuständigen Veterinärämtern gemeldet werden, die, wenn nötig, auch gerne helfen, wenn es um Maßnahmen in betroffenen Beständen geht.

5. Das große Thema Impfung!

Herpesvirusimpfungen bieten guten Schutz gegen Übertragung und Verbreitung des Virus, weshalb die Impfung am effektivsten ist, wenn alle Pferde eines Bestands geimpft sind. Das erklärt sich so: der Impfstoff gibt tatsächlich keinen 100%igen Schutz des einzelnen Pferdes gegen die Erkrankung, die sich in Atemwegsinfekten, Aborten und eben der schlimmen Form „EHM“ (Equine Herpes Myelitis, also die Rückenmarksform, die jetzt in Valencia zu Todesfällen führte) äußert. Aber die Impfung reduziert die Anzahl der Pferde, die überhaupt erkranken das Virus ausscheiden, und dadurch wird das Virus auch deutlich weniger übertragen und es kommt nicht zu großen Ausbrüchen mit dramatischen Folgen. Das wiederum bedeutet, dass eine Herpesimpfung vielleicht jahrelang als „unnütz“ empfunden wird, weil ja keine Ausbrüche auftreten… aber das ist ja der Knackpunkt!
Wenn die Pferdepopulation besser durchgeimpft wäre, würde es noch seltener Ausbrüche mit schweren Folgen geben! Für die jetzige Situation ist es eigentlich schon fast „zu spät“, denn eine stabile Immunität wird bei bisher nicht geimpften Pferden erst nach Abschluss der Grundimmunisierung erreicht, d.h. nach frühestens 4-6 Wochen! Bereits geimpfte Pferde können eine Auffrischung erhalten, die zu einer weiterhin stabilen Immunität beitragen wird.

Wir sollten die derzeitige Situation vielmehr als Denkanstoß nehmen, ob wir durch regelmäßige Impfung unserer Pferde solche Ausbrüche in Zukunft vermeiden wollen. Je mehr geimpfte Pferde, desto weniger Ausbrüche und Todesfälle. Man wird nicht jeden Einzelfall vermeiden können, aber man kann gemeinsam einen Schutz der Population aufbauen.