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Stiller Schmerz im Stall: Magengeschwüre beim Pferd

Das Thema Magengeschwüre ist ein Thema in der tierärztlichen Praxis, welches einen großen eigenen Erfahrungsschatz bei den Besitzer*innen bietet. Denn diese Erkrankung kann uns Menschen gleichermaßen betreffen und daher können viele Pferdebesitzer*innen, wie es so schön heißt, ein Lied davon singen.

Was versteht man unter Magengeschwüren?

Ein Magengeschwür ist definiert als eine Wunde innerhalb der Magenschleimhaut. Diese Schleimhaut besteht aus einem drüsenlosen und einem drüsenhaltigen Anteil und in beiden Bereichen können diese Wunden entstehen. Sie können Pferde jeden Alters betreffen und treten überdurchschnittlich oft bei Sportpferden auf.

Pferde sind besonders häufig von Magengeschwüren betroffen, weil die Physiologie ihres Magens eine Besonderheit aufweist. Anders als beispielsweise bei Hund oder Katze, produziert der Magen des Pferdes, unabhängig vom Füllungszustand, den gesamten Tag über Magensäure. Diese ist natürlich zur Verdauung von Futter notwendig, aber wenn der Magen aufgrund einer Fütterungspause leer ist, ist diese Magensäure zu stark konzentriert und kann die Magenschleimhaut angreifen. Diese Reizungen sind der perfekte Grundstein für die Entstehung von Magengeschwüren.

Um den Schweregrad dieser Wunden eindeutig einordnen zu können, werden sie von Grad 0 (geringste Stufe) bis Grad 4 (extremste Auswirkungen) eingeteilt.

Ursachen für ein Magengeschwür

  • Stress: genau wie bei uns Menschen auch, ist jegliche Form von Stress ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Magengeschwüren des Pferdes. Stress ist sehr subjektiv und kann von Pferd zu Pferd durch sehr unterschiedliche Dinge ausgelöst werden. Allgemein wird durch Stress der Blutcortisolspiegel gesteigert und durch das Cortisol wird die Abwehr der Magenschleimhaut geschwächt. Dies macht sie einfacher angreifbar für die Magensäure und es können Reizungen und Wunden entstehen. Da Pferde enorme Gewohnheitstiere sind, können schon kleinste Veränderungen bei ihnen Stress auslösen: eine neue Box, ein neues Herdenmitglied oder wechselnde Reiter können die Welt unserer Pferde ins Wanken bringen.
  • Fütterung: die Vorfahren der Pferde waren Steppentiere. Dies bedeutet, dass ihr Hauptnahrungsmittel Raufutter war. An dieses Futter hat sich der Pferdemagen perfekt angepasst und auch bei unseren Pferden sollte deshalb Raufutter den Hauptanteil des Futters ausmachen.
  • Haltung: die Haltung ist ein wichtiger Punkt, der im Grunde genommen eng mit dem Thema Stress verbunden ist. Einzelhaltung, zu kleine Boxen, Unruhe oder Unstimmigkeiten in der Herde sind alles Faktoren, die durch die Haltung beeinflusst werden können. Außerdem ist es wichtig, innerhalb der Herde eine funktionierende Rangordnung zu beachten. Auch dies ist ein Punkt, in dem Sie als Besitzer*in gegebenenfalls eingreifen können, sofern dort Handlungsbedarf besteht.
  • Training: das Training unserer Pferde kann zum einen eine Überforderung der Tiere darstellen. Außerdem wird durch die Anstrengung und das hohe Tempo ein „Umherschleudern“ der Magensäure begünstigt. Sie kann somit viele Bereiche der Magenschleimhaut erreichen und dort Reizungen und Wunden hervorrufen.
  • Medikamente: bei der Wahl der Medikamente gilt es einige Präparate zu berücksichtigen, weil diese aufgrund ihrer Pharmakologie bestimmte Eigenschaften erfüllen, mit denen sie die Entstehung von Magengeschwüren negativ beeinflussen können. Das in der reiterlichen Hausapotheke beliebte Phenylbutazon zählt zu dieser Gruppe dazu und sollte hierbei definitiv im Kopf behalten werden.
  • Kolik: im Rahmen der Kolikbehandlung ist im Regelfall ein längerer Fütterungsentzug nötig. Dies befeuert die Entstehung von Magengeschwüren, weil der Magen dann über einen längeren Zeitpunkt zu viel konzentrierte Magensäure enthält. Dennoch ist dies ein unerlässlicher Prozess während der Koliktherapie. Bei vorerkrankten Pferden oder Risikopatienten sollte aber auf die Entstehung von Magengeschwüren geachtet werden.

Woran erkenne ich ein Magengeschwür bei meinem Pferd?

  • Kolik
  • Inappetenz
  • Apathie
  • Leistungsinsuffizienz
  • Gewichtsabnahme
  • Zahnprobleme, extremer Maulgeruch
  • Zähneknirschen
  • Aufstoßen
  • Rittigkeitsprobleme: beispielsweise ein nicht korrekt sitzender Sattel kann die Schmerzen verstärken

Wie wird ein Magengeschwür diagnostiziert?

Eine gesicherte Diagnose kann nur mit Hilfe einer Gastroskopie gestellt werden. Hierfür wird ein Schlauch, an dessen Ende sich eine kleine Kamera befindet, durch die Nase, über den Rachen bis in den Magen vorgeschoben und die Tierärzt*in kann die Magenschleimhaut befunden.

Alternativ kann auch eine diagnostische Therapie begonnen werden. Hierfür wird dem Pferd ein Medikament zur Behandlung von Magengeschwüren verabreicht und es wird kontrolliert, ob sich durch dieses Medikament eine Besserung einstellt. Ist dies der Fall, so kann von einem Vorliegen von Magengeschwüren ausgegangen werden.

Wie wird ein Magengeschwür behandelt?

Dem Magengeschwür können wir medikamentös begegnen. Gut bewährt hat sich hierbei ein Protonenpumpenhemmer, welcher dafür sorgt, dass weniger Magensäure ausgeschüttet wird.

Außerdem ist es wichtig, die auslösende Ursache zu finden und abzustellen.

Häufig erfordert die Therapie von Magengeschwüren eine lange Ausdauer von Pferd und Mensch, ist aber nach guter Diagnostik und korrekter Wahl der Medikamente oftmals erfolgreich.

Wie kann ich ein Magengeschwür bei meinem Pferd vorbeugen?

  • Fütterungspausen: niemals länger als 4 Stunden, Futter auf mehrere Portionen aufteilen
  • Heu sollte den ganzen Tag zur Verfügung stehen
  • Zuerst Raufutter und dann Kraftfutter füttern
  • Stressreduktion
  • Medikamente beachten
  • Training anpassen
  • Sattel kontrollieren
  • Trense überprüfen: denn gestörtes Kauverhalten beeinflusst den Speichelfluss und dieser ist zum Neutralisieren der Magensäure sehr wichtig

 

Bei Fragen oder Unsicherheiten stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Seite. Gemeinsam sorgen wir für sorgen wir für eine sorglose Zeit am Stall und ein zufriedenes Pferd!

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