Von einem Nageltritt haben viele Pferdebesitzer sicherlich schon einmal gehört – jedoch ist ein Nagel der im Bauch steckt auch für unsere erfahrenen Tierärzte kein alltäglicher Fall.

Im August dieses Jahrs wurde uns ein 4-Jähriger QH Wallach vorgestellt. ‚Luke‘ wurde von seiner Besitzerin am Abend mit einem Nagel im Bauch (siehe Foto) auf der Koppel gefunden. Der Haustierarzt überwies den Patienten umgehend in die Tierklinik zur weiteren Abklärung und Versorgung.

Sowohl die Besitzer als auch der Haustierarzt hatten den Nagel richtigerweise in seiner Position belassen, so dass es unseren Ärzten möglich war mittels Diagnostik (Röntgen, Ultraschall, Bauchhöhlen-Punktion) die genaue Position sowie Verletzung der Weichteilstrukturen und möglicher innerer Organe festzustellen.

Bei einem Nageltritt (Huf) oder wie in vorliegendem Fall einer perforierenden Verletzung der Bauchhöhle kann je nach Tiefe und Richtung des Fremdkörpers im besten Fall nur die Haut/Unterhaut – im Falle des Hufes die Sohle – verletzt sein. Dringt der Nagel/Fremdkörper tiefer ein oder hat einen ungünstige ‚Stichrichtung‘ so können je nach Lokalisation sehr leicht wichtige innere Strukturen verletzt werden (Beugesehne, Gelenk, Schleimbeutel, Darm etc.).
Diese tief reichenden Fremdkörper können zu schwersten Verletzungen führen, die im schlimmsten Fall und insbesondere bei nicht adäquater Versorgung den Tod des Tieres bedeuten können.

Wichtig ist bei Pferden mit jeglicher Verletzung den Tetanus-Impfschutz zu überprüfen – aufgrund der häufigen, wenn auch nur kleinen Verletzungen, die sich unsere Pferde zuziehen sollte grundsätzlich immer auf einen ausreichenden Tetanus-Schutz geachtet werden – nach einer erfolgten Grundimmunisierung i.d.R. alle 2 Jahre eine Folgeimpfung.

Im Falle von ‚Luke‘ hatte der Nagel die Haut, Unterhaut, Muskulatur und das Bauchfell durchstoßen – war also bis in die Bauchhöhle vorgedrungen. Glücklicherweise konnte eine Beteiligung innerer Organe wie zum Beispiel dem Darm ausgeschlossen werden.

Eine solche Verletzung zieht unausweichlich eine teils starke Peritonitis (Bauchfellentzündung) mit sich, die mit den entsprechenden Antibiotika (Resistenztest) versorgt werden muss.

Auf diese Weise und mit entsprechenden Entzündungshemmern wurde auch ‚Luke‘ behandelt und konnte nach einigen Tagen stationärem Aufenthalt aus der Tierklinik Maischeiderland nach Hause entlassen werden.

Wir bedanken uns bei den Besitzern für das in uns gesetzte Vertrauen und die Erlaubnis diesen Fall (inkl. Fotos) vorstellen zu dürfen. Wir freuen uns über den schönen Austausch und die Information, dass ‚Luke‘ wieder ein völlig gesunder, junger Wallach ist.

Nagel mittig an der Unterseite im Bauch des Pferdes – ggf. beim Wälzen eingedrungen

Leichte Weichteilstellung um den Nagel – ein erstes Anzeichen einer lokalen Entzündung

In der Röntgenaufnahme ist der Nagel gut zu erkennen – man kann messen wie tief er in das Gewebe eingedrungen ist.

Der Ultraschall hilft die Lokalisation in den einzelnen Gewebsschichten zu erkennen sowie das Vorliegen freier Flüssigkeit in der Bauchhöhle

Ein rostiger Nagel – sehr wichtig ist den Tetanus-Schutz des Pferdes zu überprüfen.

Der Nagel hatte eine Gesamtlänge von rund 12cm.